Müssen Lehrer ihr Material regelmäßig aktualisieren?

 

RATGEBER
Freitag, 15. April 2011 03:47


Mein Sohn (dritte Klasse) kam neulich mit Arbeitsblättern nach Hause, die völlig veraltete Angaben enthielten. Preise waren noch in Pfennig angegeben (es wurde nur das Wort Pfennig durchgestrichen und durch Cent handschriftlich ersetzt), und einige Angaben auf dem Blatt von 1994 (!) sind heute einfach nicht mehr zutreffend. Sind Lehrer nicht verpflichtet, ihr Material auf den aktuellen Stand zu bringen? Wer prüft das nach? Und gibt es verbindliche Kriterien dazu? Andrea B. aus Wilmersdorf


Zuweilen kann es ja einen gewissen Charme haben, sich mit antiquarischen Materialien zu beschäftigen. Ob sich dies bereits Grundschülern erschließt, darf allerdings bezweifelt werden. Sie haben selbstverständlich ein Recht darauf, auf der Grundlage aktueller Lehr- und Lernmittel und auf dem Stand der Didaktik und Forschung unterrichtet zu werden. Lehrer unterrichten zwar in eigener pädagogischer Verantwortung, zu ihren schulgesetzlichen Aufgaben gehört aber auch die Verpflichtung, sich regelmäßig fortzubilden. Fachwissenschaftliche und didaktische Weiterentwicklungen werden in den jeweiligen Fachkonferenzen der Schule behandelt. Hier findet auch die Auswahl der, teilweise von Eltern zu finanzierenden, Lernmittel (wie etwa Schulbücher und Arbeitshefte) im Rahmen der von der Gesamtkonferenz der Lehrer aufgestellten Grundsätze statt. Das bedeutet auch einen möglichen Einfluss der dort jeweils anwesenden Elternvertreter.


Die Senatsschulverwaltung legt Mindeststandards fest, jedoch findet seit der Einführung des Schulgesetzes 2004 keine zentrale Zulassung der Schulbücher mehr statt. Generell ergibt sich bereits aus den gesellschaftlichen Veränderungen (beispielsweise der Einführung des Euro oder der Umgestaltung der Staatenlandschaft in Europa) und den Fortschreibungen und Änderungen der einzelnen Lehrpläne die Notwendigkeit, dass die Lehrer ihre Materialien aktualisieren müssen. Die schulische Fachaufsicht obliegt dem Schulleiter. Die Auswahl und Verwendung von selbst erstellten Arbeitsblättern wird von dem einzelnen Lehrer selbst verantwortet. Hier mag im Einzelfall einer besonders guten didaktisch-methodischen Aufbereitung der Vorzug vor der Aktualität (Pfennig statt Cent) gegeben werden.

André Nogossek ist Mitglied des Landeselternausschusses Berlin

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